Einen Tag mit meinem eigenen Elefanten

Mit einem Dickhäuter auf Tuchfühlung

Mein Elefant
Mein eigener Elefant

Heute heißt es für uns früh aufstehen. Wir alle sind noch recht müde und essen unser Frühstück leise vor uns hin. Um 7:30 Uhr ist schon Abfahrt. Auf unserem ca. einstündigen Transfer zum Elefantencamp im Umland von Chiang Mai bleibt noch etwas Zeit zum schlummern.

Gegen 8:30 Uhr erreichen wir das Camp - eine Freifläche im Urwald mit einer kleinen, offenen Holzhütte. Es fällt uns sofort auf, dass die Elefanten allesamt frei herum laufen. Es gibt keinen Unterstand, keine Sockel zum festketten oder ähnliches. Unser Tag beginnt mit einer herzlichen und lustigen Einweisung, die sehr interessant und aufschlussreich ist. Man lernt an bestimmten Merkmalen zu erkennen, ob ein Elefant gesund ist und natürlich ob sich der Dickhäuter wohl fühlt oder ob er gestresst ist und man eher Abstand halten sollte. Ebenso wird das einzigartige Konzept des Elefantencamps erklärt. Es geht darum, dass die Tiere ein gutes Leben in ihrer natürlichen Umgebung führen können. Diverse Elefanten wurden von Touristen-Elefanten-Shows befreit und hier her zur Pflege gebracht. Im Gegensatz zu diesen Touristenattraktionen und vielen anderen Camps, kommt man hier gänzlich ohne Elefantenhaken, Ketten und andere Foltermethoden aus. Ich möchte nicht von einzigartig sprechen, aber ich wage zu behaupten, dass man Camps dieser Art in Thailand an einer Hand abzählen kann.

Mittlerweile ist es viertel nach neun und jedem Teilnehmer wird sein "eigener" Elefant mit dem dazugehörenden Mahud zugeteilt - jeder Elefant hat seinen eigenen Mahud, der sich Zeit seines Lebens um das Tier persönlich kümmert. Man spürt sofort, dass zwischen Mahud und dem Tier eine starke Vertrautheit besteht, was einem selbst auch ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Die erste Annäherung erfolgt durch die Fütterung des Tiers. Es ist beeindruckend wie gefühlvoll und sanftmütig diese riesigen Tiere sind. Ganz genüsslich nimmt mein Elefantenbulle die steinharten Zuckerrohrstücke in seinen Rüssel, schiebt sie sich ins Maul und zermalmt sie, als seien es Chips. Zwischendrin mal eine kleine Bananenstaude oder ein Tamarindenbällchen und der erste Snack ist verputzt. Mir war nicht bewusst, dass Elefanten im Durchschnitt 200 Kg pro Tag verspeisen. 

Nachdem die Elefanten nun ein bisschen Vertrauen zu uns aufbauen konnten, geht es daran die Elefanten vom groben Dreck zu befreien. Die Tiere beschmutzen sich gerne mit Erde, um ihre Haut zu schützen. Mit palmenwedelartigen Zuckerrohrblättern kann man die gröbsten Sandverkrustungen von der Haut „schlagen“. Anschließend geht es unter die Dusche. Mit einem Gartenschlauch wird der Dickhäuter rund herum ordentlich abgespritzt. Gerne darf man den Schlauch auch etwas länger direkt auf das Maul richten. Ein Elefant trinkt pro Tag gerne zwischen 150 und 180 Liter und nimmt die Erfrischung gerne an. 

Nach getaner Arbeit gibt es noch einmal eine kurze Lerneinheit in Sachen Verdauung. Ein Guide nimmt etwas Elefanten-Dung auf und erklärt allen Beteiligten, woran man gut sehen und riechen kann, ob die Verdauung des Tieres gesund ist. Auch wenn es nicht so lecker klingt. Es war definitiv interessant und nicht ekelig.

Bevor es gleich auf in den Dschungel geht, gibt es für alle eine Schulung im Thema „wie steige ich auf einen Elefanten“ und „mit welchen Befehlen kann ich so ein Tier steuern“. Nach dem erfolgreichen Aufstieg sitzt man direkt im Nacken hinter den Ohren, stützt sich mit den Händen auf dem Kopf des Elefanten und ab geht die Post. Eine wirklich großartige Erfahrung, auch wenn es ab und an den ein oder anderen mulmigen Moment gibt. Links und rechts des Trekking-Pfades durch den Urwald gibt es immer wieder leckere Verlockungen, die den Elefanten in seinen Bann ziehen. Dass ich ungefähr auf 2,5m Höhe sitze und es rechts von mir einen steilen Hang hinunter geht, interessiert das Tier verständlicherweise nicht sonderlich. Zum Glück läuft der Mahud immer an meiner Seite und greift ein, wenn das Tier nicht so will wie es soll. Behutsam wird der graue Riese mit ein paar Worten auf den Pfad zurück geführt. Zum Teil geht es bei unserem Ritt steil bergauf und bergab. Ich bin absolut fasziniert, wie filigran sich die sanften Riesen im Dschungel bewegen. Selbst über vermeintlich rutschige Felsbrocken balanciert das Tier wie eine Ballerina. 

Nach gut 45 Minuten erreichen wir eine Lichtung im Urwald, wo wir unsere Mittagspause verbringen. Es gibt viele frische Früchte, wie Mangosteen, Rambutan, Litschis und Bananen. Die frei laufenden Elefanten – vor allem die zur Gruppe gehörenden Babyelefanten – unternehmen immer wieder den ein oder anderen Versuch, um an unser Essen zu gelangen. Am Ende unserer Pause gelingt es einem der kleinen Elefanten sich aus der Aufsicht der Mahuds zu lösen und räumt in blitzartiger Geschwindigkeit mit dem Rüssel unser verbliebenes Essen ab. Der Mahud und wir amüsieren uns köstlich und dem kleinen hat es offensichtlich gut geschmeckt. Die verbliebenen Früchte dürfen wir an die anderen (braven) Elefanten verfüttern. 

Nun heißt es wieder aufsitzen und es geht weiter durch den Dschungel in Richtung Fluss und Badestelle. Am Fluss angekommen heißt es für uns erst einmal Badekleidung anziehen, während die Elefanten von den Mahuds bereits in den Fluss geführt werden. Unsere Aufgabe ist es jetzt die Elefanten ausgiebig mit einer Wasserschale und einer Bürste zu schrubben. Zu Beginn geht es ab in den tieferen Teil des Flusses, sodass das Tier fast bis zum Rücken im Wasser steht. Dies erleichtert einem die Reinigung von Kopf und Rücken. Anschließend geht es in einen flacheren Teil, wo ich mich an den Bauch, die Beine und die Stoßzähne mache. Eine wirklich anstrengende und schweißtreibende Arbeit, die aber sehr viel Spaß macht. Zur Abkühlung gibt es vom grauen Riesen gerne eine ordentliche Rüssel-Dusche. 

Zum Abschluss gehen wir zur Erfrischung unter den nahegelegenen Wasserfall, der die Badestelle und den Fluss mit Wasser versorgt. Das Wasser stürzt herab und prasselt einem auf den Schädel – ein herrliches Gefühl.

Jetzt heißt es nach einem aufregenden Tag leider Abschied nehmen. Auf der Rückfahrt gehen einem die heutigen Erlebnisse noch einmal durch den Kopf und man merkt schnell, wie kaputt und müde man nach diesem Abenteuer ist.

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